Wer gut führt, fragt öfter, als er sagt.
Wer gut führt, fragt öfter, als er sagt.
Wirksame Führung in technisch-innovativen Entwicklungsumgebungen
Technische Organisationen wie Windenergie, Automatisierung, Baumaschinen oder Maschinenbau sowie industrielle Produktentwicklung sind durch hohe Komplexität und interdisziplinäre Zusammenarbeit geprägt. In solchen Kontexten verliert direktive Führung an Wirksamkeit. Forschung zeigt, dass fragende und moderierende Führungsstile Innovation und Problemlösung deutlich fördern (Edmondson, 2019; Nonaka & Takeuchi, 1995).
Da Wissen über viele Expertinnen und Experten verteilt ist, wird Führung zur Aufgabe der Wissensvernetzung statt der Wissensvorgabe (Weick, 1995). Fragen dienen dabei als Mittel der Aktivierung impliziten Wissens (Argyris & Schön, 1978). Sie ermöglichen, Annahmen offenzulegen, Alternativen sichtbar zu machen und Risiken früher zu erkennen. Führung, die fragt, erzeugt kognitive Beteiligung statt Konformität.
Zentrale Voraussetzung dafür ist psychologische Sicherheit – das Vertrauen, dass abweichende Meinungen oder Unsicherheiten ohne negative Konsequenzen geäußert werden können (Edmondson, 2019). Nur in einem solchen Klima kann Innovation entstehen. Die Führungskraft übernimmt damit die Rolle einer Moderatorin kollektiver Intelligenz: Sie strukturiert Denkprozesse, schafft Lernräume und fördert disziplinübergreifenden Austausch (Schein, 2013).
Fazit:
Wirksame Führung in technischen Entwicklungsumgebungen beruht nicht auf dem Bereitstellen von Antworten, sondern auf dem Gestalten von Erkenntnisprozessen.
Wer gut führt, fragt öfter, als er sagt — nicht um weniger zu führen, sondern um besser zu führen.
Literatur (APA 7)
Argyris, C., & Schön, D. (1978). Organizational Learning. Addison-Wesley.
Edmondson, A. (2019). The Fearless Organization. Wiley.
Nonaka, I., & Takeuchi, H. (1995). The Knowledge-Creating Company. Oxford Univ. Press.
Schein, E. H. (2013). Humble Inquiry. Berrett-Koehler.
Weick, K. E. (1995). Sensemaking in Organizations. Sage